Thüringische Landeszeitung: Gespaltene Nation – Die USA haben ein Rassismusproblem / Leitartikel von Axel Zacharias zu den erneuten Rassimus-Vorwürfen gegen die US-Polizei nach diversen Todesfällen

Die tödlichen Aktionen von Ordnungshütern in den
USA häufen sich. Während Donald Trump mit übler Hetze gegen gar
nicht so kleine Minderheiten im Präsidentschafts-Vorwahlkampf der
Republikaner zu punkten sucht, nutzen offensichtlich rassistische
Polizisten ihr Gewaltmonopol gnadenlos aus. Nur: Das ist kein
Hollywood-Streifen, das ist bittere Alltagsrealität in dem Land, dass
sich als „Hüter der Demokratie“ begreift und dessen Regierung meint,
anderen Ländern diesbezüglich Lektionen erteilen zu müssen.

Seit mehr als 50 Jahren ist die Rassentrennung in den Vereinigten
Staaten abgeschafft – spät genug, aber immerhin beendet. Trotzdem
bleiben die Schwarzen dort benachteiligt, auch wenn es immer mal
wieder gegenteilige Einzelbeispiele gibt. Die Staatsmacht ist
vorwiegend weiß und denkt auch so. Schwarze Männer tragen ein
deutlich höheres Risiko, verhaftet zu werden, als Weiße. In den
Gefängnissen sitzen mehr Schwarze als Weiße, was Ausdruck der noch
immer bestehenden Benachteiligung farbiger Bevölkerungsgruppen ist.
Schwarze sind im Schnitt schlechter ausgebildet als Weiße. Die USA
sind zugleich multikulturell als auch rassistisch. Die amerikanische
Gesellschaft ist nicht nur politisch gespalten, sondern auch
kulturell und in Bezug auf die Hautfarbe. Das gilt besonders für den
Süden des Landes, aber eben nicht nur.

Die erneuten Fälle unverhältnismäßiger Reaktionen von Polizisten
in Bagatellfällen beweisen all dies. Der Polizist von Houston wurde
vom Dienst suspendiert, was das Mindeste war, was an Reaktion darauf
zu erwarten wäre. Ein nicht gesetzter Blinker mag ärgerlich sein, die
Renitenz der schwarzen Frau ebenfalls, aber die Haftzelle war dafür
völlig überzogen. Brutalität aus Unsicherheit mag als Erklärung
dienen, überzeugend ist es nicht. Wenn Schwarz das Feindbild ist,
wird die US-Verfassung missachtet.

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