tz München: Bahnhofsplanung in München: Ist der Zug schon abgefahren?

München, die Stadt des berühmten Olympia-Zeltdachs
und der kühnen BMW-Bauten, soll einen 08/15-Bahnhof bekommen. Ein
Zweckgebäude, dessen Zweck es nicht zuletzt ist, für eine gute
Rendite zu sorgen – deshalb plant die Bahn so viele vermietbare
Flächen ein. Weniger Platz bleibt für Reisende. Schon der jetzige
Bahnhof soll ja der top Geldesel in der ganzen Republik sein. Wenig
glaubwürdig ist deshalb das Kostenargument, das den hoch gelobten
Entwurf Auer + Weber in den Orkus geschickt hat. Bahn-Boss André
schien gestern zwar kurz irritiert von der vernichtenden Resonanz auf
sein Modell – er „hatte gehofft, dass es nicht so schlimm kommt.“
Andererseits: „Erwartungsmanagement“ findet er auch schwierig. Heißt
wohl: Lieber erst Entsetzen hervorrufen und auf Erleichterung hoffen,
wenn–s nicht so schlimm kommt, als erklären zu müssen, warum ein
großer Architekturwurf nicht in Reinform realisiert werden kann. Die
Stadt hat wenig Einfluss auf diese Bauherrin, daher deren
Überheblichkeit. Der Stadtrat aber geht frei nach Achternbusch vor:
Du hast keine Chance, also nutze sie! Vielleicht ist der Zug ja noch
nicht abgefahren.  

Barbara Wimmer

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