Mit 45 wollte Philipp Rösler der Politik Adieu
sagen – nach diesem Parteitag sieht es nun ganz so aus, als ob sich
der 39-Jährige deutlich früher neue Lebensziele suchen muss: Rösler
ist nur noch ein Parteivorsitzender auf Abruf. Denn obwohl in
Karlsruhe kurz vor den Schicksals-Landtagswahlen in
Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen eigentlich Harmonie-Zwang
herrschte, konnten viele liberale Delegierte nicht verbergen, wie
gelangweilt sie von Röslers 72-minütiger Rede waren. Gegen die vielen
Herausforderungen der Gegenwart – Schuldenkrise,
Rekordarbeitslosigkeit bei den EU-Nachbarn, wachsende Altersarmut –
fällt Rösler nichts besseres ein als die abgelutschte Parole vom
„Wachstum“. Röslers Rivale Christian Lindner konnte den Karlsruher
Parteitag hingegen mit seiner kurzen Rede begeistern. Nur: Wenn
Rösler im Falle eines Wahldesasters in NRW gestürzt werden sollte,
könnte ja wohl kaum der NRW-Spitzenkandidat Lindner als Heilsbringer
dienen und neuer Parteichef werden! So bleibt im Fall einer
NRW-Wahlniederlage nur der alte Kämpe Rainer Brüderle (67) als
Partei-Retter übrig – quasi das Rock–n–Roll-Revival nach der
gescheiterten Boygroup.
Klaus Rimpel
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