Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm,
und die Präses der Synode der EKD, Irmgard Schwaetzer, haben
anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des
Nationalsozialismus auf die große Bedeutung einer lebendigen
Erinnerungskultur hingewiesen.
„Wir dürfen nicht vergessen, was damals in unserem Land Menschen
anderen Menschen angetan haben“, sagte Bedford-Strohm. „Das ist umso
dringlicher, als derzeit kaum eine Woche ohne Meldungen über
antisemitische Vorfälle vergeht. Unsere Aufgabe ist es, die
Erinnerung an das Geschehene wachzuhalten. Denn daraus erwächst eine
besondere Verantwortung für Gegenwart und Zukunft. Diese Verknüpfung
von Erinnerung und Verantwortung für das Kommende macht der Leitvers
für den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus sehr
deutlich: –Hüte dich nur und bewahre deine Seele gut, dass du nicht
vergisst, was deine Augen gesehen haben, und dass es nicht aus deinem
Herzen kommt dein ganzes Leben lang– (5. Mose, 4,9a).“
Irmgard Schwaetzer unterstrich die Herausforderung, die Erinnerung
angesichts der zunehmenden zeitlichen Distanz lebendig zu halten.
„Wir erleben, dass Geschichte zu verblassen droht, wo sie nicht mehr
Teil des eigenen Erlebens wird. Damit ist die Gefahr da, dass die
Verantwortung für die Folgen dieser Geschichte abgestreift wird.“ Das
habe Auswirkungen auf die gesellschaftliche Diskussion: „Es ist kein
Zufall, wenn Wiedererstarken nationalistischer und populistischer
Parolen und die zunehmende Verweigerung des Gedenkens und der
Erinnerung an die dunkelste Epoche deutscher Geschichte Hand in Hand
gehen.“ Angesichts ihrer Verstrickung in die nationalsozialistischen
Verbrechen komme den Kirchen eine besondere Verantwortung zu, dafür
zu sorgen, dass sich so etwas niemals wiederhole, hob Schwaetzer
hervor. „Öffentliches Gedenken und Bildungsarbeit sind dafür ebenso
wichtig wie die Aufarbeitung unserer eigenen Geschichte als
evangelische Kirche.“
Die Aufarbeitung des problematischen Verhältnisses von
evangelischer Kirche und Staat im Nationalsozialismus wird auch eines
der Themen eines Besuchs der Präses der Synode der EKD am 31.1.2019
um 19:30 Uhr in der Evangelischen Versöhnungskirche in der
KZ-Gedenkstätte Dachau sein. Dort stellt Rebecca Scherf,
Kirchenhistorikerin an der Ludwig-Maximilians-Universität München,
wesentliche Ergebnisse ihrer Arbeit „Evangelische Kirche und
Konzentrationslager (1933-1945)“ vor. Zeitzeuge Heinz H. Niemöller
(95) wird berichten, wie er mit einer Ausnahmegenehmigung seinen im
KZ Dachau inhaftierten Vater, Pfarrer Martin Niemöller, besuchte.
Einen ausführlichen Veranstaltungshinweis finden Sie hier: https://ww
w.versoehnungskirche-dachau.de/angebote/pages/Veranstaltungen.php
Hannover, 26. Januar 2019
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
Ausführlichere Informationen zum Thema Antisemitismus finden Sie
in der gemeinsamen Publikation der EKD, der Union Evangelischer
Kirchen in der EKD (UEK) und der Vereinigten Evangelisch-Lutherische
Kirche Deutschlands (VELKD) „Antisemitismus – Vorurteile
Ausgrenzungen, Projektionen und was wir dagegen tun können“. Die
Broschüre kann kostenlos bestellt werden beim Kirchenamt der EKD
unter versand@ekd.de. Ein PDF kann unter
www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/2017_Antisemitismus_WEB.pdf heruntergeladen
werden.
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Carsten Splitt
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