Er arbeitete als Sicherheitsberater für vier
amerikanische Präsidenten, er warnte lange vor dem 11. September vor
al Kaida und kritisierte die Bush-Regierung vor dem Irak-Krieg:
Richard Clarke, 59, Jahre zählt zu den renommiertesten
Terror-Abwehrexperten der Welt. Inzwischen aber hält er den Krieg
übers Netz, den Cyberwar, für eine noch größere Bedrohung als den
internationalen Terrorismus. In der neuen, am Donnerstag
erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern sagt Clarke:
„Ich glaube, dass Staaten wie Deutschland oder die USA schon jetzt
mehr Verluste durch Cyberspionage erleiden als durch Terrorismus.“
Wie real der Cyberkrieg bereits ist, erfuhr die Welt im Sommer
vergan-genen Jahres, als das Stuxnet-Virus die iranischen Atomanlagen
zeitweise lahmlegte. Clarke hält Stuxnet „immer noch für eine
Gefahr“, weil das Virus durch neue Programmierzeilen leicht
modifiziert werden könne. „Schon haben Sie eine perfekte Waffe für
ein neues Ziel“, sagte er im stern-Interview. Und: „Fiele eine solche
Waffe in die Hände krimineller Kartelle oder Individuen, wäre das
eine ganz neue Dimension.“
Clarke, der soeben das Buch „World Wide War“ veröffentlicht hat,
hält die Bedrohung aus dem Netz für eine Vorstufe eines realen
Waffengangs: „Der Krieg bleibt nicht nur im virtuellen Raum.“ Eines
Tages würden Entscheidungsträger womöglich denken, ein Cyberkrieg sei
sauber und klinisch, eine easy option gewissermaßen. „Ich befürchte“,
sagt Clarke im stern, „dass künftige Staatslenker eher für diese
scheinbar einfache Option votieren und gar nicht realisieren, dass
sie einen richtigen Krieg beginnen.“
Selbst das Pentagon sei inzwischen zunehmend besorgt über einen
möglichen Cyberkrieg. Clarke: „Sie sind sich inzwischen auch darüber
im Klaren, dass die meisten Computerchips in amerikanischen
Waffensystem nicht in den USA produziert wurden und die
Herstellerkette nicht unbedingt vertrauenerweckend ist. Die beginnen
zu kapieren, dass sie irgendwann in den Krieg marschieren und nichts
funktioniert.“
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stern-Autor
Michael Streck
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