WAZ: Das Murren im Revier. Kommentar von Matthias Korfmann zum Hilferuf der Ruhr-SPD

Die SPD-Kommunalpolitiker aus dem Revier werden sich
noch gut daran erinnern, wie Parteichef Sigmar Gabriel vor einem Jahr
für den Koalitionsvertrag warb. Er versprach, er überzeugte, und er
lockte. Mit dem bekanntlich besten Lockmittel von allen: mit Geld.
Gerade die Gemeinden, Städte und Landkreise würden von diesem
rot-schwarzen Bündnis profitieren. Und wer hat es wohl in den Vertrag
geschrieben? „Wir, die Roten“. Wer kann dazu schon Nein sagen! Ein
Jahr danach macht sich Ernüchterung breit im immer noch tiefroten und
nach wie vor verarmten Revier. Wo bleibt es denn, das Geld?
Misstrauen statt Zuversicht, Ärger statt Harmonie. Die „GroKo“ hat
dem Revier bisher nicht das gebracht, was man sich von ihr versprach.
Der aufkeimende Zorn richtet sich gegen die eigenen Minister und die
eigenen Abgeordneten. Und zum Teil auch schon gegen die rot-grüne
Landesregierung, die ohnehin gerade durch raue Zeiten geht. Das
Ruhrgebiet ist das Rückgrat der SPD in Land und Bund. Eine der
letzten Bastionen einer Partei, die sich zwischen 20 und 30 Prozent
eingerichtet hat. Mit solchen Freunden sollte es sich die SPD-Führung
in Berlin nicht verscherzen.

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