WAZ: Der Helm als Spaßbremse. Kommentar von Matthias Korfmann

Mein Kumpel Christoph, ein Lehrer, fährt gern Rad.
Jeden Tag. Zur Arbeit, zum Fußball oder nur so zum Vergnügen. Nicht
einmal Regen kann ihm den Spaß daran nehmen, nur eines macht ihn
nervös: eine mögliche Helmpflicht. „Wenn die kommt, fahr– ich lieber
Auto!“, sagt er. Das ist natürlich eine unvernünftige Einstellung für
einen Pädagogen. Besser wär–s mit Helm. Zumal moderne Räder – und
noch mehr die Pedelecs mit Elektro-Antrieb – sogar Untrainierte zur
Rakete machen. Besser wär–s mit Helm. Das ganze Leben wäre sicherer
mit Helm, denn passieren kann ja immer was. Nur ist der Mensch so
gestrickt, dass er nicht immer zur Vernunft neigt. Radeln mit Helm
macht keinen Spaß, finden viele. Oder: Das Plastikding auf dem Kopf
sieht blöd aus. Einige werden um ihre Frisuren fürchten. Alles keine
Argumente, finden Sie? Stimmt! Das stärkste Argument ist: Der Helm
rettet Leben. Es ist jedem Radler zu empfehlen, einen zu tragen. Wahr
ist aber auch: In den wenigen Ländern, die eine Helmpflicht
eingeführt haben, zum Beispiel Spanien und Australien, ging die Zahl
der Radler zurück. Der Helm ist eine Spaßbremse. Das flotte E-Fahrrad
lockt Leute in den Sattel, die zuvor nie an Sport dachten. Der
verordnete Kopfschutz würde viele zurück ins Auto treiben. Oder in
den Sessel. Und das ist auch nicht gesund.

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