Die radikalen Islamisten haben sich einen
ungewöhnlichen Ort ausgesucht, um neue Mitglieder zu werben: deutsche
Gefängnisse. Doch die Justizvollzugbeamten können nicht einschätzen,
ob ein Kleinkrimineller zum Salafisten wird. Dafür fehlt es ihnen an
sprachlicher Kompetenz ebenso wie an Islam-Kenntnissen.
Dafür, dass Muslime in Gefängnissen radikalisiert werden können,
gibt es Beispiele. Die Attentäter von Paris wurden hinter Gittern
radikal. Die jungen deutschen Männer, die nach Syrien in den Krieg
gezogen sind und als Rückkehrer wahrscheinlich in einer Zelle landen
werden, gehören – als potenzielle Anwerber – isoliert. Sie dürfen
nicht die Chance haben, die Herzen jener Muslime zu vergiften, die
anfällig sind für Propaganda.
Das Land muss die Gefahr ernst nehmen. Es sollte muslimischen
Gefangenen jene Orientierung geben, die sie außerhalb der
Anstaltsmauern nie hatten. Dazu gehört neben der Aufklärung über den
Koran auch eine gewissenhafte Seelsorge durch staatlich ausgebildete
und bezahlte Imame. Auf diesem Wege wäre auch eine Radikalisierung
durch Imame ausgeschlossen.
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