Die Studienergebnisse, die Christine Bergmann
gestern vorlegte, sind erschreckend. Und sie widerlegen, was man nur
allzu gern geglaubt hätte: dass sexueller Missbrauch von
Minderjährigen in öffentlichen Einrichtungen weniger häufig vorkommt.
Aber es ist viel schlimmer: In Schulen, und mehr noch in Heimen, gab
es bis in jüngste Zeit extrem viele Verdachtsfälle. Auch wenn sich
nicht jeder Verdacht erhärten lassen sollte, so sprechen diese Zahlen
doch von einer unglaublichen Grausamkeit im Umgang mit jungen
Menschen. All die Debatten – Folgen für die Vorbeugung hatten sie
nicht. Das macht fassungslos. Aber es zeigt, wie wichtig diese Studie
war. Dass die katholische Kirche vor möglicherweise ähnlich
erschreckenden Ergebnissen nicht einknickt, ist sehr mutig. In
externen Forschungsprojekten lassen die Bischöfe die Fälle von
Missbrauch durch Geistliche umfassend aufarbeiten. Das zeugt vom
ernsthaften Willen, sich der sündigen Vergangenheit ohne Wenn und
Aber zu stellen. Lange hat die Kirche sie verdrängt, vertuscht,
verschwiegen. Jetzt kommt Licht auf die dunklen Seiten ihrer Archive.
Ein großer Schritt auf dem Weg zu mehr Glaubwürdigkeit.
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