WAZ: Ein kulturelles Missverständnis – Kommentar von Miguel Sanches

Es ist grotesk: Der Bundesinnenminister startet eine
Aktion, um der Radikalisierung von Jugendlichen vorzubeugen, knickt
aber just vor den radikalen Kräften ein und verkneift sich die
Kampagne aus Angst vor Anschlägen. Innenminister Hans-Peter Friedrich
handelt besonnen – Deeskalation ist das Gebot der Stunde – , aber er
handelt zu spät. Die Plakat-Aktion war von vornherein Murks. Wer
Muslime als Partner gewinnen will, muss Sprache und Stilmittel so
wählen, dass sie sich angesprochen fühlen. Es ist ein kulturelles
Missverständnis. In Europa hat die Kirche an Autorität verloren, und
Satire darf alles. Dabei ist die Botschaft der Zeitschrift „Charlie
Hebdo“ nicht mal falsch. Sie zeigt einen Muslim im Rollstuhl und
einen Juden – mit der Zeile, man dürfe sich über sie nicht lustig
machen. Das Bild ist eine Anspielung auf den Film „Ziemlich beste
Freunde“, und der Titel spiegelt den befangenen Umgang wider. Wie
geht man mit ihnen um? Die Antwort ist einfach: mit Respekt. Das
Mohammed-Cover von „Titanic“ etwa dient einem Zweck: dem Verkauf. Der
Zweck aber heiligt nicht die Mittel.

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