WAZ: Ein wichtiges Symbol – Kommentar von Julia Emmrich

Eine Frauenquote für die Aufsichtsräte ist kein
Allheilmittel, sondern Symbolpolitik. Besonders dann, wenn die
Unternehmen keine ernsthaften Strafen fürchten müssen, sollten sie
sich nicht an die gesetzlichen Quotenvorgaben halten. Und erst recht,
wenn die Frauen in den Aufsichtsräten weiterhin mehrheitlich
Vertreterinnen der Arbeitnehmerseite wären. Das ist das eine. Das
andere ist: Was ist so schlimm an Symbolpolitik? Sie kann Druck
machen und für Veränderungen sorgen. Jede neue Aufsichtsrätin steht
für ein weiteres Loch in der gläsernen Decke. Jede neue Frau an der
Unternehmensspitze durchkreuzt das Bild von den männlichen
Entscheiderzirkeln. Und wenn die Firmen klagen, sie fänden keine
geeigneten Frauen, um die Quote zu erfüllen? Dann fördert sie
rechtzeitig! Unterstützt sie beim Spagat zwischen Kinderwunsch und
Karriereleiter! Mit der Quote könnte die Regierung frauenpolitisch
Flagge zeigen. Doch der Zug ist abgefahren. In Merkels Kabinett gibt
es keine Mehrheit für eine feste Quote. Die FDP-Spitze sperrt sich,
CDU-Frauenministerin Kristina Schröder scheut den Konflikt mit den
Unternehmen, setzt auf flexible Lösungen und hat alle Hoffnung auf
ein Gesetz vor der nächsten Wahl begraben. Doch die Quotendebatte ist
noch längst nicht tot: Die Initiative des Bundesrats zeigt einmal
mehr, wie lebendig die Idee ist. Auch in den Reihen der Union.

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