WAZ: Ein Mindestlohn könnte helfen
– Kommentar von Stefan Schulte

Die christlichen Gewerkschaften sind für
arbeitgeberfreundliche Tarifabschlüsse bekannt. Sie beziehen ihre
Legitimation nicht aus den Arbeitern, die sie vertreten. Sondern sie
springen überall dort für die etablierten Gewerkschaften ein, wo
Arbeitgeber an den Löhnen sparen wollen. Wer das christlich nennt,
muss einen ungesunden Hang zum Zynismus haben. Das höchste deutsche
Arbeitsgericht hat es der Christlichen Gewerkschaft für die
Leiharbeit nun schriftlich gegeben: Sie besitzt gar nicht die
Autorität, für Arbeitnehmer zu sprechen. Das wird teuer für alle, die
sich auf einen Tarifvertrag mit den Christlichen verlassen haben. Der
materielle Schaden ist enorm, der Imageschaden für die Gewerkschaft
kaum zu ermessen. Ein Treppenwitz wird daraus, weil die Partner der
Christlichen im Arbeitgeberlager zuletzt sogar einen Mindestlohn in
der Leiharbeit befürwortet haben. Sie fürchten die osteuropäische
Konkurrenz, die 2011 mit der europaweiten Arbeitnehmerfreizügigkeit
kommt. Die Regierung hat nun einen Grund mehr, diesen Mindestlohn
endlich zu beschließen.

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