Den Zeitpunkt, sich in Würde aus seinem Amt zu
verabschieden, hat Christian Wulff längst verpasst. Und jetzt will
der Staatsanwalt gegen den Bundespräsidenten ermitteln – ein
einmaliger Vorgang. Wie immer das Verfahren ausgeht – die Affäre
Wulff erschüttert das Ansehen des Staates nach innen und das Renommee
Deutschlands nach außen. Dabei gilt natürlich auch für den
Bundespräsidenten die Unschuldsvermutung. Und natürlich besteht die
gute Chance, dass von all den kleinen und großen Abstaubereien am
Ende juristisch nichts übrig bleibt. Es kann sein, dass sein
undurchsichtiger Hauskredit, seine Auf-Lau-Urlaube bei reichen
Freunden aus der Wirtschaft juristisch nicht greifbar sind. Aber: Was
sollen wir mit einem Bundespräsidenten, der sich nur noch mit
juristischen Finten und teuren Anwälten an der Macht hält? Nein: Ein
Christian Wulff ist kein Silvio Berlusconi. Konnte der italienische
Macho-Ministerpräsident lange Zeit darauf setzen, dass ihm seine
ständigen Eskapaden verziehen werden, so muss der nette Herr Wulff
damit rechnen, dass ihm jede weitere Ausrede, jeder Winkelzug, der
jetzt noch folgt, als das ausgelegt wird, was es ist: als schäbiges
Klammern an Amt und Privilegien. Auch wenn es für einen Rückzug in
Würde schon zu spät ist: Herr Wulff, gehen Sie! Tun Sie es sich und
den Deutschen nicht weiter an.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de