WAZ: Gefährliche Blamage. Kommentar von Gudrun Büscher

Was für eine Blamage: Der mit Pomp und ausländischen
Gästen begleitete Raketenstart zum 100. Geburtstag des
nordkoreanischen Staatsgründers Kim Il Sung endet mit einer
Bruchlandung im Gelben Meer. Die geplante Demonstration von Macht und
Stärke des neuen Führers Kim Jong Un wurde zur Lachnummer und zum
Gesichtsverlust für den neuen Machthaber. Genau das aber könnte die
unberechenbare Atommacht Nordkorea noch gefährlicher machen.

Kim, der Dritte, hat ein Legitimationsproblem. Er ist zwar Enkel
des Staatsgründers und Sohn des langjährigen Staatschefs Kim Jong Il,
aber sonst noch nicht in Erscheinung getreten. Der Raketenstart
sollte ihn in seiner Rolle als Führer der „großen, blühenden und
mächtigen Nation“ festigen. Scheitern, und das noch vor den Augen der
Weltöffentlichkeit, ist im nordkoreanischen Machtsystem nicht
vorgesehen. Misserfolge gibt es nicht. Und nun dieses Desaster, das
Zweifel aufkommen lässt an der Stärke des Führers. Zweifel aber sind
nicht erlaubt. Kim Jong Un und die Strippenzieher im Apparat brauchen
den Erfolg, vor allem ein Symbol für den Erfolg. Ein Abkommen zum
Stopp der Atom- und Raketentests wird das kaum sein.

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