WAZ: Gerede von Grexit und Griechen-Soli – Kommentar von Gudrun Büscher zu Griechenland

Es ist sehr viel wertvolle Zeit vergeudet worden in
der griechischen Schuldenkrise. Und auf beiden Seiten sind die
Emotionen hochgekocht. Da helfen nur: verbale Abrüstung und Vernunft.

Griechenland muss alles daran setzen, endlich die Strukturen
aufzubauen, die das Land benötigt, um nicht dauerhaft von Krise zu
Krise zu stolpern. Neuwahlen im Herbst, wie jetzt offenbar angedacht,
gehören nicht dazu. Sie kosten wieder wertvolle Zeit. Griechenland
bräuchte eine Regierung der nationalen Einheit mit einem zupackenden
Regierungschef, der endlich das Lamentieren und Klagen beendet.

Doch auch auf der anderen Seite wäre etwas mehr Zurückhaltung
angebracht. Was soll das Gerede vom Grexit auf Zeit? Was soll die
Debatte über einen Griechenland-Soli? So kann man Mitgefühl und
Solidarität auch torpedieren. Europa muss sich wieder auf seine
Stärken besinnen und zusammenstehen.

Es wird ja nicht leichter: Das schuldengeplagte Spanien wählt im
Herbst ein neues Parlament. Katalonien drängt in die Unabhängigkeit,
und die Briten stimmen über den Verbleib in der EU ab. Der
Stresslevel bleibt hoch.

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