Die Würde des Menschen ist unantastbar. Mit dem
ersten Artikel des Grundgesetzes und Werten wie Respekt,
Nächstenliebe und Achtung des Anderen im Gepäck ziehen die Soldaten
nach Afghanistan. Die Realität dort hat damit nicht das Geringste zu
tun. Im Krieg werden diese Grundsätze zu blutleeren Hülsen. Was macht
der Krieg aus Menschen? Man muss nicht an Abu Ghraib erinnern, wo
US-Soldaten irakische Gefangene misshandelten. An das Wikileaks-Video
von US-Hubschrauberpiloten, die höhnisch jubeln, während sie auf
Menschen feuern. Oder an Berichte wildgewordener Spezialeinheiten,
die in Afghanistan gezielt Jagd auf Zivilisten machten. Solche
Horrormeldungen dringen nur selten in die Heimat durch. Sie
bezeichnen sicherlich nur die Spitze des Eisbergs. Es ist der rohe
Alltag in den Kriegsgebieten, der den Soldaten immer wieder vor Augen
führt, dass die Moral nicht zählt, wenn man überleben will. Dass sie
auf dem Weg zum Sieg eher hinderlich ist. Hier gelten andere Gesetze.
Das macht der Krieg aus Menschen. Wen kann es wundern, wenn viele
heimgekehrte Soldaten daran verzweifeln und mit dem Leben nicht mehr
zurechtkommen.
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