WAZ: Irrwitzige Steuer-Ideen. Kommentar von Wilfried Goebels

Politiker sind unschlagbar im Aufspüren neuer
Steuerquellen. Legendär ist die 1902 unter Kaiser Wilhelm II.
eingeführte Schaumweinsteuer zur Finanzierung der Kriegsflotte. Der
Kaiser ist tot, die Flotte abgewrackt – die Sektsteuer aber gibt es
bis heute. Die Sexsteuer ist neueren Datums und für Kommunen kaum
weniger lukrativ. Erstmals erbringen Kommunen den Beweis, dass man
auch einem nackten Mann in die Tasche greifen kann. Hat die
Hundesteuer durchaus eine Lenkungswirkung, wurde die umstrittene
Bettensteuer für Übernachtungen von Gerichten schnell als das
enttarnt, was sie war: eine Möglichkeit, Touristen zusätzlich zu
schröpfen. Über die irrwitzige Idee einer Bräunungssteuer legt man
besser den Schleier des Vergessens. Der Versuch, über die Erhebung
neuer Bagatellsteuern die städtische Kasse zu sanieren, muss
letztlich scheitern. Nicht selten frisst der hohe Verwaltungs- und
Kontrollaufwand wesentliche Teile der zusätzlichen Einnahmen weg.

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