Ob man Stefan Raab witzig oder gruselig findet – die
Kunst, sich im Gespräch zu halten, beherrschen wenige so wie er.
Dringt er nun tatsächlich ins Kanzlerduell vor, es wäre sein größter
Mediencoup. Es ist nicht anzunehmen, dass Angela Merkel zu Raabs
engerem Fankreis gehört. Gleichwohl hat die Kanzlerin klüger reagiert
als ihr Herausforderer Peer Steinbrück. Dessen jetzt mühsam
zurückgenommene Ablehnung wirkte unsouverän. Wer sich an den
windelweichen TV-Wettstreit zwischen Merkel und Frank-Walter
Steinmeier noch erinnern kann, der weiß, wie einschläfernd so eine
Fragerunde sein kann. Von Raab erhoffen sich die Privaten jene Prise
Provokation, die den Schlagabtausch würzen könnte. Eine
Gratwanderung, denn an Kasperletheater sind auch die Jungen nicht
interessiert, die Raabs Einsatz ja vermutlich anlocken soll. Wer
Raabs Show „Absolute Mehrheit“ gesehen hat, weiß indes: Politik ist
nicht sein Ding, er wird dabei so hilflos und zahm, dass man ihn kaum
wiedererkennt. Seine Eitelkeit steht der Einsicht im Weg. Ein Gewinn
fürs Kanzlerduell wäre er nicht.
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