WAZ: Keine Abschreckung. Kommentar von Christopher Onkelbach

Ende 2008 ergab eine große Untersuchung: Geldsorgen
halten Abiturienten vom Studium ab. Wenige Wochen später hieß es: Es
gibt keine Flucht in gebührenfreie Bundesländer. Seit Jahren künden
Studien abwechselnd von erschreckenden sozialen Verwerfungen oder von
komplett ausbleibenden Effekten durch Studiengebühren. Wie ist nun
die neue Studie zu werten?

Sie ist fundiert, renommiert, unabhängig und liefert belastbare
Daten. Man kann sie in der Interpretation kritisieren, doch ist der
Trend eindeutig: 1000 Euro im Jahr schrecken junge Menschen wenig.
Wären es wie in England bis zu 10.000 Euro, sähe die Sache sicher
anders aus. Die Zahl der Erstsemester hier wächst erfreulich, was
auch der Einsicht geschuldet ist, dass die Jobchancen ohne einen
Hochschulabschluss deutlich schlechter sind. Neben der ideologisch
aufgeheizten Gebührenfrage haben aber weitere Faktoren Einfluss auf
die Studierneigung: die wirtschaftliche Situation, die Lage am
Arbeitsmarkt, soziale Herkunft, Bafög – und die Zahl der
Studienplätze. Denn wem ist mit einem gebührenfreien Studium
geholfen, wenn er keinen Platz an der Uni bekommt?

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