WAZ: Kraft warnt vor Verlust von Anstand und Respekt

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) warnt zu
Weihnachten vor einem schleichenden Werteverfall im täglichen Umgang.
„Man kann überall beobachten, dass Respekt und Anstand verloren
gegangen sind“, sagte sie im Interview mit den Zeitungen der
WAZ-Mediengruppe, „unser Wertesystem wird allmählich ausgehöhlt, wenn
wir nicht aufpassen.“ Beispielhaft nannte sie immer mehr Angriffe auf
Polizisten oder Rettungskräfte im Dienst. „Das gab es früher in
diesem Maße, in dieser Brutalität nicht“, so Kraft. Sie kritisierte
auch Auswüchse im Internet. Dort nehme „die Verrohung teilweise
schlimme Formen“ an. Vor allem Kindern und Jugendlichen müsse die
„Wertebasis“ immer aufs Neue vermittelt werden. An den Schulen in NRW
soll es deshalb regelmäßig eine „Woche des Respekts“ geben. Auch in
der Politik werde respektvoller Umgang nicht immer vorgelebt,
monierte Kraft. Soziales Auseinanderdriften bedroht nach Ansicht der
NRW-Regierungschefin den Zusammenhalt der Gesellschaft. Wenn Reiche
immer reicher würden und Arme immer ärmer, gehe das Land in eine
schwierige Zukunft. Deshalb müsse alles versucht werden, um „diese
Schere wieder zu schließen“. Sie halte es für richtig, „dass die
starken Schultern in diesem Land mehr tragen“, um möglichst allen
eine Chance zu geben. Nach dem aktuellen Sozialbericht des Landes
sind in NRW 2,8 Millionen Menschen (15,3 Prozent) einkommensarm,
darunter 643000 Minderjährige. Das sind 200000 von Armut bedrohte
Kinder mehr als vor zwei Jahren. Als armutsgefährdet gilt, wer als
Monatseinkommen weniger als 833 Euro zur Verfügung hat.

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