Alles Gute zum Fünfundsechzigsten! Sie haben mit dem
heutigen Tag das Rentenalter erreicht, jedenfalls so ein bisschen,
und könnten sich aufs politische Altenteil zurückziehen. Mal ehrlich,
Sie haben doch wirklich genug geackert, als Ministerpräsident und
Minister, als Staatssekretär und Referent. Jetzt, mit 65 Jahren,
teilen Sie das Schicksal vieler in Ihrer Generation: Man ist schwer
vermittelbar. Die einen auf dem Arbeitsmarkt – Sie in der SPD. Dass
Sie gerade jetzt, da Sie selbst den Ruhestand vor Augen haben, die
Rente mit 67 zu Ihrem politischen Thema machen – kann das Zufall
sein? Eigentlich schwer zu glauben. Schließlich wollen Sie im
nächsten Jahr, als dann 66-Jähriger, gern Bundeskanzler werden. Da
argumentiert man gern auch mal in eigener Sache. Unter uns, lieber
Peer Steinbrück: Warum tun Sie sich das noch an? Für Ihr finanzielles
Auskommen ist nach den langen Jahren in Amt und Würden doch wohl
gesorgt; und haben Sie es wirklich nötig, sich von diesen
Juso-Flegeln, von Ottmar Schreiner und den ganzen anderen Heulsusen
in der SPD dumm von der Seite anraunzen zu lassen? Sollen die doch
zum Kanzlerkandidaten machen, wen sie wollen. Werden schon sehen, wo
sie landen. Und seien wir doch ehrlich, Herr Steinbrück: Die SPD war
doch nie so richtig Ihr Ding. Dieser muffige Ortsvereins-Mief! Diese
verqualmte Genossen-Aura aus Pils vom Fass und Ernte 23! Und diese
Skatrunden-Kultur (bei der selten genug ein Grand Hand
heraussprang!). Wo Sie doch viel lieber eine gepflegte Schachpartie
zelebrieren. Und sei es mit falsch positioniertem Spielbrett, aber
lassen wir das. Lieber Peer Steinbrück, hören Sie auf einen
wohlmeinenden Ratschlag. Überlassen Sie die Kanzlerkandidatur einem
jüngeren Parteifreund, und sei es Sigmar Gabriel. Setzen Sie sich zur
Ruhe, vielleicht in Ihrer norddeutschen Heimat. Wie wäre es mit
Hamburg? Dann treffen Sie sich einmal in der Woche an der Außenalster
mit Helmut Schmidt auf eine gemütliche Partie Schach und plaudern
dabei ein wenig. Wie zwei alte Männer, die sich vom Krieg erzählen.
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