WAZ: Neonazis sitzen nicht auf Gipfeln – Kommentar von Achim Beer

Gipfel gehören zum politischen Geschäft. Gestern
tagte in Berlin einer zum rechtsextremen Terror. Das Wort „Gipfel“
mochte dabei die Bedeutung des Treffens betonen, zugleich war es
entlarvend: Denn weiter weg von allen Problemen kann man ja gar nicht
sein, als wenn man sich auf einem Gipfel befindet. Auf diesem Gipfel
rangen Organe des Bundes und Organe der Länder darum, wer künftig
welchen Rechtsterroristen wie überwachen darf. Für uns Bürger ist das
unerheblich: Wir finanzieren diese Behörden mit Steuern und lassen
sie im Geheimen arbeiten. Als Gegenleistung erwarten wir, dass sie
uns so gut es geht vor Gefahren schützen. Wie sie das organisieren,
ist nun wirklich ihre Sache. Wichtiger wäre es, endlich die Dominanz
der Rechtsextremen in gewissen Gegenden Ostdeutschlands zu brechen.
Denn hier gedeiht eine hässliche Graswurzelbewegung: Geben Neonazis
den Ton an, weil öffentliche Einrichtungen schließen, Initiativen
alleingelassen werden und – so hört man – mancher Vertreter des
demokratischen Deutschland mutlos und angepasst agiert. Um das zu
ändern, müsste man nun schleunigst runter vom Gipfel und sich mit
guten Ideen, guten Leuten und säckeweise Geld aufmachen in die
Mittelgebirgszone und die norddeutsche Tiefebene. Denn dort liegen
die Probleme.

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