WAZ: Nur wenige melden sich freiwillig zur Bundeswehr

Zwei Jahre nach Einführung des freiwilligen
Wehrdienstes in Deutschland ist die Zahl der Freiwilligen auf ein
Rekordtief abgestürzt. Wie aus aktuellen Zahlen des
Bundesverteidigungsministeriums, die der Westdeutschen Allgemeinen
Zeitung (Freitagausgabe) vorliegen, hervorgeht, traten im laufenden
Quartal nur 615 freiwillig Wehrdienstleistende ihren Dienst an. Das
sind 60 Prozent weniger als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres:
Im April 2012 waren es noch 1460 Freiwillige. Der bisherige Rekord
stammt von Oktober 2011 mit 4458 Neueinsteigern.

Zur sinkenden Bewerberzahl kommt offenbar ein weiteres Problem:
Zahlen des Verteidigungsministeriums belegen, dass bis zu 30 Prozent
der Freiwilligen während der sechsmonatigen Probezeit wieder
aussteigen. Der nordrhein-westfälische SPD-Landtagsabgeordnete und
Oberstleutnant Thomas Marquardt sieht darin ein Problem: „Eine
Abbrecherquote von 20 bis 30 Prozent ist zu hoch. Eigentlich müsste
sie bei unter 10 Prozent liegen. Wenn so viele junge Menschen den
freiwilligen Wehrdienst abbrechen, dann scheint etwas nicht zu
stimmen“, sagte Marquardt der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung
(Freitagausgabe). „Vielleicht haben die Bewerber falsche
Vorstellungen, vielleicht holt die Bundeswehr die falschen Leute,
vielleicht müsste sie besser darüber informieren, welche
Herausforderungen Bewerber erwarten.“ Eine hohe Abbrecherquote sei
nicht nur für die jungen Leute, sondern auch für die Armee ein
Problem. „Denn Einschleusung und Ausschleusung verursachen einen
hohen organisatorischen und bürokratischen Aufwand“, sagte Marquardt.

Der nordrhein-westfälische FDP-Landtagsabgeordnete und
Streitkräfte-Experte Marc Lürbke hält die Abbrecherquote hingegen für
akzeptabel, „weil die Bundeswehr damit eine qualitative Auswahl der
Bewerber vornehmen kann und trotzdem ihre Sollzahlen erreicht.“ Das
Verteidigungsministerium versicherte: „Wir haben mehr Bewerber als
wir brauchen.“ Derzeit gibt es rund 10.500 Wehrdienstleistende. Für
eine Analyse, warum es aktuell so wenige Freiwillige sind, sei es zu
früh. Das zweite Quartal sei in dieser Hinsicht stets „schwach“.

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