Sage keiner, das heftige Flügelschlagen in Sachen
Energiepreise wäre nicht absehbar gewesen. Wer eine Energiewende
ausruft, verbunden mit dem Ziel, im Jahre 2050 kein klimaschädliches
Kohlendioxid mehr in die Luft zu blasen, programmiert natürlich auch
Energiepreissteigerungen. Weil die Erzeugung von Sonnen- und
Windenergie derzeit eben noch teurer ist als die Stromproduktion mit
herkömmlichen Kraftwerken auf Basis von Kohle und Gas. So weit, so
klar. Die Aufregung jetzt hat andere Ursachen. Die liegen in der
plötzlichen und starken Steigerung der Strompreise, die dem
Erneuerbaren-Energien-Gesetz anzulasten ist. Dieser Mechanismus, die
Erneuerbaren Vorrang bei der Einspeisung in die Netze gewährt und
feste Preise garantiert, ist seit Jahren überholt. Die
Stromverbraucher bezahlen einen Ausbau der Photovoltaik-Platten, der
längst schildbürgerhafte Züge trägt. Ob Landwirte in Bayern oder
Schleswig-Holstein, ob Häuslebauer überall in der Republik:
Attraktive Renditerechnungen, künstlich erzeugt über garantierte
Einspeisevergütungen, bescheren uns jede Menge Sonnenstrom. In
Schönwetterlagen zur Mittagszeit dürfte das bald zur Abschaltung der
ebenfalls mit Stromverbraucher-Geld subventionierten Windkraftanlagen
auf hoher See führen. Die Öko-Revolution frisst ihre Kinder. Polen
oder die Niederlande haben sich in Situationen großen
Windenergieaufkommens sogar schon dafür bezahlen lassen, dass sie
Deutschland die Energie abnehmen. Verkehrte Welt? Falsch, einfach nur
eine Folge eines sehr komplexen Systems, dessen Grundlage die
Stabilität der Stromnetze ist. Die aber werden immer wackeliger. Wie
das so ist mit einem Fehler im System: Er setzt sich fort, erfordert
einen immer größeren Aufwand, um ihn zu heilen. Jetzt verbietet der
Staat den Energiekonzernen die Abschaltung von unrentablen
Kraftwerken; unrentabel sind sie wegen des hohen Aufkommens der
Erneuerbaren. Am Netz müssen sie bleiben, weil es Wolken und Flauten
gibt. Bezahlen muss den Wahnsinn der Stromkunde. Man kann die
Aufregung verstehen.
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