Kraft oder Röttgen? Das überraschende Scheitern der
rot-grünen Minderheitsregierung beschert NRW einen kurzen, heftigen
und mithin nicht besonders inhaltsreichen Wahlkampf. Er wird sich
deshalb für viele Bürger auf die Ministerpräsidenten-Frage
reduzieren. Beide Anwärter auf das Chefbüro in der Düsseldorfer
Staatskanzlei plagen sich mit einer politischen Achillesferse, die
der jeweilige Konkurrent treffen will.
SPD-Amtsinhaberin Kraft erwarb sich in 20 Monaten im Land als
bodenständige Regierungschefin mit sozialem Kompass viele Sympathien,
hatte aber mit der Finanzpolitik ihre liebe Mühe. Die CDU wird sie in
den kommenden Wochen als „Schuldenkönigin“ vorführen wollen.
Herausforderer Röttgen wiederum ist als smarter
Bundesumweltminister mit intellektueller Aura ein politischer Profi,
strebt aber nur widerwillig in die Landespolitik. Die SPD wird ihn
wegen seiner Rückfahrkarte in die Bundespolitik als Berliner
Karrieristen auf Durchreise bloßzustellen versuchen.
Es wird reizvoll zu beobachten, wie die Spitzenkandidaten jetzt in
all den Interview-Offensiven und Fernsehduellen ihre offenen Flanken
zu kaschieren suchen.
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