WAZ: Pipeline-Pfusch –
Kommentar von Tobias Blasius

Das jahrelange juristische Ringen um die
Kohlenmonoxid-Pipeline des Bayer-Konzerns zwischen seinen
Produktionsstätten Dormagen und Uerdingen wirft grundsätzliche Fragen
auf. Welchen Eingriff in Eigentum und Sicherheitsempfinden muss die
Allgemeinheit für die Interessen eines wichtigen Arbeitgebers
hinnehmen? Andererseits: Auf welches Maß an Investitionssicherheit
sollte ein Wirtschaftsunternehmen vertrauen können? Schließlich: Wie
viel Zeit und Präzision müssen Politiker auf die schwierige
Güterabwägung verwenden? Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht hat
deutlich gemacht, dass es Ungenauigkeiten bei der Genehmigung solcher
Millionenprojekte nicht akzeptiert. Wenn schon ein millimetergroßes
Leck in einer CO-Leitung zur tödlichen Gefahr für Tausende werden
kann, gehört selbst die Erdbebensicherheit am Niederrhein ordentlich
ausgeleuchtet. Außerdem ist unübersehbar, dass sich Politik und
Konzern bei der so wichtigen Vertrauensarbeit für das
Millionen-Projekt von Beginn an zu wenig Mühe gegeben haben. Wer
skeptische Anwohner lange als standortfeindliche Betonköpfe behandelt
hat, kann heute nicht mit Akzeptanz rechnen.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de