Es ist reiner, konjunktureller Zufall, dass zum
Start der Großen Koalition die Rentenkasse prallvoll ist. Ein dummer
Zufall, denn er verleitet die Regierung zu der Torheit, für ihre
Wahlgeschenke in eben diese Rentenkasse zu greifen. Wie es einst Kohl
gemacht hat zur Finanzierung der Ostrenten. Damals wie heute aus dem
politischen Kalkül: Wenn ich nur Geld ausgebe, das ja gerade da ist,
tue ich niemandem weh. Doch wer wirklich glaubt, dass keiner was
merkt, muss die Bürger für ziemlich dumm halten. Sie werden schon
2015 und noch viele Jahre lang etwas merken. Durch hohe Beiträge und
niedrige Renten. So allgemein, wie die höhere Mütterrente befürwortet
wird, so allgemein müssten auch ihre Kosten verteilt werden. Auf
Angestellte, Beamte, Selbstständige und Rentner. Also über Steuern.
Dass dies gegen jede Vernunft nicht geschieht, ist wieder das Werk
der Union. Nur steht die SPD nicht minder in der Verantwortung. Sie
schwächt gegen ihre Überzeugung die Rentenkasse, um ihre Versprechen
einzulösen. Und sie darf gespannt sein, gegen wen sich der Groll der
Rentner richtet, wenn 2015 eine Mini-Erhöhung kommt. Die Ministerin,
die das verkaufen muss, heißt Nahles, nicht Merkel.
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