WAZ: Roth und die Gewalt. Kommentar von Ulrich Reitz

Der Grünen-Chefin Claudia Roth hat es gefallen, die
Polizei zu ermahnen. Diese sei zu hart gegen die
Anti-Castor-Demonstranten vorgegangen. Der Staat dürfe nicht „sein
Visier runterklappen“, wenn Menschen „zivilen Ungehorsam“
praktizierten.

Als Frau Roth sich in der wohlig-warmen Kieler Parteitags-Halle so
äußerte, hatten die Polizisten weiter südlich eine Nacht der anderen
Art hinter sich. Der örtliche Chef berichtete von angesägten Bäumen,
von mit Nägeln präparierten Golfbällen, von Molotowcocktails und
anderen Untaten. Offene Visiere? Hoffentlich werden diese
„Demonstranten“ ordentlich bestraft, auch wenn dies der Frau Roth
nicht gefallen mag.

Man kann gegen die Castor-Transporte sein und Endlager für
Atomschrott, selbst wenn der einzige grüne Regierungschef Kretschmann
ermahnt, sich unideologisch damit zu beschäftigen. Man darf aber
Gewalt nicht tolerieren, auch dann nicht, wenn sie unter dem
Deckmantel menschheitsbeglückender Moral daherkommt.

Roth will 16-Jährige wählen lassen. Bis 21 Jahre können Erwachsene
nach dem milderen Jugendstrafrecht abgeurteilt werden. Findet Roth
das gerecht? Wir wissen es nicht.

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