Karl-Theodor zu Guttenberg hat vorsätzlich
getäuscht, sich den Doktortitel erschwindelt. So weit, so übel. Doch
wie erklärt Ex-Doktor Karl-Theodor zu Guttenberg sein Verhalten? Der
Selbstverteidigungsexperte greift zum altbekannten Muster: zu
Guttenberg ist, wenn andere schuld sind.
Als Verteidigungsminister ließ der CSU-Politiker, wenn es für ihn
brenzlig wurde, andere zum Rücktritt antreten: Staatssekretär
Wichert und Generalinspekteur Schneiderhan wegen Kundus, Kommandant
Schatz wegen der Vorfälle auf der Gorch Fock. Und wer ist schuld an
dem Doktor-Desaster? Man glaubt es kaum: unter anderem seine Familie,
die von dem Jungen einfach zu viel erwartet hat. So schreibt es zu
Guttenberg in dem Bericht, in dem er seine Fehler begründen sollte,
und aus dem die Uni Bayreuth zitierte.
Warum sich ein Mensch verhält, wie er sich verhält, das hat
letztlich viele Gründe. Am Ende aber entscheidet jeder für sich, was
er tut und was er lässt. Und es wäre hoffnungsvoll gewesen, hätte zu
Guttenberg den Mut gehabt, der Uni zu schreiben: Ich wollte den Titel
um jeden Preis, aber ich habe gemerkt, dass ich nicht in der Lage
bin, wirklich wissenschaftlich zu arbeiten. Deshalb habe ich betrogen
– immer in der Hoffnung, niemals erwischt zu werden.
Zu viel verlangt? Offensichtlich ja.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de