WAZ: Späte Gerechtigkeit
– Kommentar von Angelika Wölke

Endlich ist Harry Wörz Gerechtigkeit widerfahren.
Denn gerecht war das 13-jährige Martyrium, das der Installateur von
Juristen auferlegt bekam, nicht. Unschuldig, das haben die Karlsruher
Richter gestern bestätigt, hat der Mann viereinhalb Jahre im
Gefängnis gesessen. Für eine Tat, die er nie begangen hat. Der Fall
hat die Chance, als einer der größten Justizskandale in die
Geschichte dieser Republik einzugehen. Beweise wurden vernichtet, für
Wörz entlastende Zeugenaussagen verschwanden, dilettantische
Ermittlungsfehler blieben unbestraft. Denn für Polizei und
Staatsanwaltschaft ist schnell klar: Harry Wörz hat versucht, seine
Frau zu ermorden. Da blieb der Blick verklärt. Hin zu dem Mann, der
der Liebhaber und Vorgesetzte des Opfers war. Er war Polizist,
Kollege der Ermittler, die für Aufklärung sorgen sollten. Aber auch
Kollege des Opfers und ihres Vaters. Man wird das Gefühl nicht los,
dass hier Harry Wörz, der Einzige, der nicht dieser Gemeinschaft
angehörte, zum Täter gemacht werden sollte. Ein fataler Fehler, wie
sich jetzt herausstellte: Denn der wahre Täter läuft immer noch herum
und Harry Wörz– Leben ist zerstört.

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