WAZ: Tempolimit in NRW bringt nichts. Kommentar von Walter Bau

Tempolimit 120 auf Autobahnen? Den Autofahrern im
Rhein-Ruhr-Raum entlockt diese Idee nur ein müdes Lächeln. Sie
erleben Tag für Tag die faktische Geschwindigkeitsbegrenzung:
Schritttempo im Stau. Im Ernst: Der Vorschlag aus Reihen der Grünen
für Tempo 120 ist wohl eher mit dem Versuch der eigenen Profilierung
und der Mobilisierung der Anhängerschaft im Wahlkampf zu erklären,
als mit profunder Kenntnis um die Verkehrslage im Land. Schon jetzt
ist ein Großteil der Fernstraßen in NRW mit einem Tempolimit belegt –
nicht selten unterhalb der Grenze von 120 Stundenkilometern. Auf
vielen Abschnitten lässt zudem das enorme Verkehrsaufkommen erst gar
kein Fahren jenseits der 120 km/h zu. Und nicht überall, wo außerhalb
der Verkehrs-Ballungsräume mehr als Tempo 120 möglich ist, erfüllt
dies auch gleich den Tatbestand der gemeingefährlichen Raserei.
Angesichts dieser Situation stellt sich die Frage nach Sinn und Zweck
des vom Verkehrsminister angekündigten Feldversuchs mit Tempolimits
auf Autobahnen im östlichen Revier. Ob dies wirklich zu weniger
Unfällen, Lärmbelastung und Abgasen führt, ist fraglich. Sinnvoller
wäre es, die Belastung für Mensch und Umwelt durch Staus zu
vermindern – mit einem umfassenden Verkehrskonzept, das diese
Bezeichnung verdient. Das aber ist nicht erkennbar.

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