WAZ: Traurige Alltagserfahrung – Kommentar von Tobias Blasius

Es ist die traurige Alltagserfahrung vieler
berufstätiger Eltern, dass die Kinderbetreuung in diesem Land einfach
nicht Schritt hält mit der Flexibilisierung der Arbeitswelt. Wer im
Einzelhandel arbeitet oder im Schichtdienst, im mittleren Management
oder als Freiberufler, hat kaum Aussicht auf einen verlässlichen
Kita-Platz über 16, 17 Uhr hinaus. Omas, Nachbarn oder private
Kindermädchen müssen richten, was der Staat trotz immer neuer
milliardenschwerer Wahlversprechen wie Beitragsfreiheit
(Nordrhein-Westfalen) oder „Herdprämie“ (Bayern) partout nicht
hinbekommt. Die Erkenntnis ist nicht neu, schmerzt aber immer wieder
aufs Neue. Gemessen am althergebrachten „9 bis 12 Uhr“-Kindergarten
hat sich in den vergangenen 15 Jahren das Betreuungsangebot zwar
gewaltig verbreitert. Das ist eine Leistung, die man nicht kleinreden
sollte. Gemessen am Tempo des gesellschaftlichen Wandels bleibt der
Fortschritt hier jedoch eine Schnecke.

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