WAZ: Tschüss, Bundesbahn. Kommentar von Dietmar Seher

Für die Bahn AG hat die Entscheidung des
Bundesgerichtshofes bösere Folgen als die Wetterunbilden aller vier
Jahreszeiten der letzten drei Jahre zusammen: Das Staatsunternehmen
muss sich dem Wettbewerb stellen. Der BGH hat Länder und
Verkehrsverbünde verpflichtet, fair auszuschreiben. Preis und
Leistung werden die Verträge bestimmen, nicht mehr nur die üblichen
politischen Erwägungen und Kungeleien.

Marode Waggons, massive Verspätungen, Kürzung beim Personal? Ein
Unternehmen, das seinen Anteil am nahrhaften Kuchen Nahverkehr in
Deutschland verteidigen will, kann sich sowas nicht mehr leisten.
Fast eine Milliarde Euro Gewinn im Regio-Bereich muss sich auch für
die Kunden auszahlen.

Die Richter haben mit dem Urteil zum Nahverkehr im Ruhrgebiet, wo
täglich weit mehr als eine halbe Million Menschen auf der Schiene
unterwegs sind, den endgültigen Abschied von der „Deutschen
Bundesbahn“ besiegelt. Die Deutschen werden sich an mehr bunte
Privatbahnzüge gewöhnen, die in letzter Zeit oft pünktlicher und
sauberer waren als die des großen Bruders vom Staat. Und der große
Bruder? Wird eifersüchtig mithalten. Er kann das nämlich auch.

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