Das erste Trauma des NRW-Strafvollzugs heißt
Siegburg. Seit im dortigen Gefängnis vor knapp sechs Jahren drei
Häftlinge einen jungen Zellengenossen nach stundenlangem Martyrium in
den Tod trieben, stellen sich hier Sicherheitsfragen drängender als
in jedem anderen Bundesland. Das zweite Trauma heißt Aachen. Seit die
Schwerverbrecher Heckhoff und Michalski im Herbst 2009 aus einer
festungsartigen Anstalt mit freundlicher Unterstützung eines
Bediensteten flüchten konnten und tagelang die Polizei narrten, ist
selbst das Vertrauen in möglichst hohe Gefängnismauern erschüttert.
Es wird der rot-grünen Landesregierung nicht leicht fallen, in diesem
Klima der anhaltenden Verunsicherung bis 2015 ein neues, modernes
Strafvollzugsgesetz zu formulieren. Der Justizvollzugsbeauftragte
Walter, ein geachteter Wissenschaftler und wichtiger Berater des
Ministers, müht sich nun nach Kräften, die Resozialisierungsaufgaben
des Strafvollzugs und die Belange der Verbrechensopfer in den Fokus
zu rücken. Das ist in Zeiten immer neuer Ausbruchsskandale kaum
populär, aber gewiss nicht falsch. Kriminalitätsprävention
entscheidet sich nicht allein an der Dicke der Fenstergitter.
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