WAZ: Verdi pokert hoch. Kommentar von Angelika Wölk

Die IG Metall hat vorgelegt, jetzt möchte auch die
Gewerkschaft Verdi auf die Sonnenseite der Marktwirtschaft. Wer
könnte es ihr verdenken. Richtig üppig sind die Steigerungen der
vergangenen Tarif-Runden nicht ausgefallen. Aber die Beschäftigten
bei Bund und Kommunen haben ein Anrecht auf gute Bezahlung.
Schließlich leisten sie gute Arbeit. Sie haben es verdient. Und doch:
Während die wirtschaftlichen Aussichten im Metallbereich alles andere
als hoffnungslos sind, können die Städte nicht mit fetten
Umsatzrenditen prahlen. Sie haben stattdessen Schulden in
historischen Ausmaßen angehäuft. Und in der Runde der gebeutelten
Städte nimmt das Ruhrgebiet noch einmal eine Sonderrolle ein. Sie
werden den – ohnehin starken – NRW-Verband bei den öffentlichen
Arbeitgebern unter Druck setzen, keine 6,5 Prozent zu unterschreiben.
Mehr Lohn hieße mehr Schulden. Angesichts der Diskussion im Euroraum
werden sie sich hüten. Denn der Wähler honoriert es nicht.
Erfahrungsgemäß begegnen sich die Tarifparteien irgendwo in der
Mitte. Ob es aber diesmal dazu kommt, ist eher fraglich. Verdi pokert
ziemlich hoch.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de