WAZ: Vertrauen fehlt. Kommentar von Christopher Onkelbach

Er war kaum einen Tag im Amt, da hat
CSU-Bundesinnenminister Friedrich die Tonlage für sein amtliches
Wirken vorgegeben: Der Islam gehört nicht zu Deutschland, sagte er –
und trat mit der Replik nicht nur dem Bundespräsidenten auf die Füße.
Seither ist die Stimmung zwischen dem Minister und den muslimischen
Verbänden frostig.

Zum Eklat wurde auch die erste Islamkonferenz unter seiner
Leitung im März. Friedrich hat das ehrgeizige Vorhaben von seinem
Vorvorgänger Schäuble geerbt. Dieser hat es mit Geduld und Geschick
vermocht, eine Gesprächsbasis zu schaffen und Vertrauen aufzubauen.
Friedrich ist damit gescheitert. Der Vorwurf – auch aus der eigenen
Koalition -, er verenge die Integrationsdebatte auf die
Sicherheitsproblematik, ist nicht von der Hand zu weisen.

Es gab also allen Grund für einen Versuch, zerbrochenes Porzellan
zu kitten. Doch erneut blieb vom Präventionsgipfel vor allem der
Aufruf zu mehr Wachsamkeit gegenüber radikalen islamistischen
Tendenzen hörbar. Wachsamkeit ist grundsätzlich geboten, das sehen
viele Moslems nicht anders. Doch Prävention muss – auf beiden Seiten
– mehr sein als eine bloße Abwehrhaltung.

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