WAZ: Wiesehügel in der Zwickmühle
– Kommentar von Stefan Schulte

Ob sich die IG BAU einen Gefallen getan hat, als sie
in der Causa Hochtief vorpreschte und mit ACS verhandelte, darf stark
bezweifelt werden. Andererseits ist eine Gewerkschaft verpflichtet,
bei einer sich abzeichnenden Übernahme frühzeitig mit dem
potenziellen neuen Eigentümer zu reden. Im Sinne der Beschäftigten.
Schaden kann das – eigentlich – nicht, schließlich wird der Deal
hinfällig, wenn ACS nicht zum Zuge kommt. Nur ist die Vereinbarung
beileibe nicht die Beschäftigungsgarantie, als die sie die IG BAU
verkaufen will. Ein größeres Problem hat der Gewerkschaftsboss
selbst. Klaus Wiesehügel sitzt auch im Aufsichtsrat von Hochtief und
als solcher muss er die Interessen des Unternehmens wahren. Das hat
sich eindeutig entschieden, die feindliche Übernahme durch die
Spanier unbedingt verhindern zu wollen. Wiesehügel steckt in der
Zwickmühle – und das Beste wäre wohl gewesen, einfach mal die Füße
stillzuhalten. Die Rücktrittsforderung ist verständlich, hilft aber
trotzdem niemandem. Sollte ACS bald in Essen das Sagen haben, braucht
es eine starke und einige Arbeitnehmerschaft und keine zerstrittene.

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