WAZ: Zusammenleben, so und so – Kommentar von Annika Fischer zur Wohnungslosenhilfe

Warm durch die Nacht“ kümmert sich um die am Rande,
die im wahren Wortsinn im Dunkeln sind. Die keinen Fuß mehr in eine
Wohnungstür kriegen, die keine Familie mehr haben und keine Kraft,
ein neues Leben aufzubauen. Aber auch um die, bei denen am Ende des
Geldes noch zu viel Monat übrig ist. Es sind viele, die um einen
Teller Suppe und ein warmes Wort anstehen in Gelsenkirchen und
anderen Städten im Ruhrgebiet. Und dann sagen die ehrenamtlichen
Helfer einen erstaunlichen Satz: „Diese Menschen rücken wieder in die
Gesellschaft zurück.“ Die vom Rand?

Tatsächlich ist genau solches passiert. Der quietschende
Suppenwagen hat aufmerksam gemacht auf die, die Hunger haben, frieren
und allein sind. Im Laternenlicht hinterm Bahnhof sind sie sichtbar
geworden, die sich sonst lieber verstecken. Und Bürger mit Bett und
vollem Kühlschrank haben sich berühren lassen: bringen Konserven und
Kleider, fassen selbst mit an. Diese Gesellschaft, in der beide
Gruppen einander begegnen, könnte ein tröstlicher Gegenentwurf sein
zu der, in der Sterbenden keine Hilfe gerufen und Behinderten nicht
aufgeholfen wird. Allein, es ist dieselbe.

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