Weser-Kurier:Über Transparenz in der Politik schreibt der „Weser-Kurier“ (Bremen) in seiner Ausgabe vom 16. Februar 2013:

Auch die Welt der Politik wird im
Internet-Zeitalter immer gläserner. Bereits im vorigen Sommer hatte
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz ein von allen fünf Fraktionen
befürwortetes Transparenzgesetz auf den Weg gebracht. Gestern nun
wurde ein neues Open Data Portal in der Hansestadt für die
öffentliche Nutzung freigeschaltet. Von Untersuchungen zur
Luftqualität über die Lage von Denkmälern bis hin zur Qualität der
Schulen wollen die Behörden auf der neuen Plattform alles
veröffentlichen, was bisher nur über Pressemitteilungen den Weg aus
den Amtsstuben in die Öffentlichkeit gefunden hat. Die Bürger können
dort künftig das Rohmaterial abrufen, auf dem diese Mitteilungen
beruhen. So weit, so gut. Doch schreit die demokratisch absolut zu
Recht legitimierte neue, unbearbeitete Datenflut nach Kategorisierung
und Einordnung. Von Protokollen und Haushaltsdaten einmal abgesehen:
Wem nützt ein Straßenlärm-Messwert oder das Wissen um den Zustand von
Parkanlagen ohne nötige Expertise, die dann wiederum – sozusagen
rückkoppelnd – Bürgerbeteiligung erzeugt und politische Maßnahmen
forciert? Auch dass über Online-Portale Bremer Luftbilder und
Bauleitpläne eingesehen werden können, ist zwar ein erster Schritt zu
mehr Transparenz, die sinnvolle Nutzung der Informationen aber noch
ein anderer. So ist Open Data immer auch mit der Hoffnung verbunden,
dass Journalisten, Unternehmen und vor allem auch Bürger die Daten
zugunsten des Gemeinwohls verwenden. Moral und Technik müssen hierbei
zueinanderfinden. Auch das ist noch ein Problem: Ein Münchner
Jungunternehmer kann sich nur über die Parkplatzdaten im 800
Kilometer entfernten Hamburg freuen, wenn er das volle
Service-Programm erhält: Wo kostet Parken 1,80 Euro, und wo muss man
drei Euro bezahlen? Wann und wo ist Hauptverkehrszeit? Neben der
Fähigkeit, Informationen zu filtern, muss auch die hierfür nötige
Technik entwickelt werden. In Berlin ist jüngst sogar ein
Ideen-Wettbewerb ausgerufen worden, um aus derartigen öffentlichen
Daten mobile Apps zu erschaffen. Hamburgs Bürgermeister Scholz hat
bereits gesagt, dass er sich durch den neu geschaffenen virtuellen
Marktplatz auch einen Impuls für die kreative Unternehmerszene
erhofft.

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