Klar, auch für Sebastian Edathy gilt erst einmal
die Unschuldsvermutung. Trotz der ungeheuerlichen Vorwürfe, die gegen
den SPD-Innenpolitiker laut geworden sind. Die Faktenlage dafür, dass
tatsächlich in Richtung Besitz von kinderpornografischem Material
ermittelt wird, ist dünn. Edathy hat dies dementiert. Edathy, wie
aber auch die Staatsanwaltschaft, hat gestern nur wenig dazu
beigetragen, die Spekulationen einzudämmen. Klar ist nur: Es wird
wegen einer möglichen Straftat gegen den Mann aus Nienburg ermittelt.
Nicht gesichert ist die Deliktgruppe, und auch zur möglichen Schwere
der Tat gibt es fast nur Spekulationen. Am Ende wird eine der beiden
Seiten ziemlich unglücklich dastehen. Entweder hat ein bekannter
Politiker – wieder einmal – bis zum Schluss gelogen, oder aber die
Justiz war ein wenig übereifrig. Die ganze Sache weckt Erinnerungen
an den Fall Jörg Tauss. Gegen den SPD-Bundestagsabgeordneten wurde
2009 wegen des Besitzes kinderpornografischen Materials ermittelt.
Tauss bestritt die Vorwürfe, später wurde er verurteilt. Der Fall wog
damals für die SPD schwer. Denn Tauss hatte bei Bekanntwerden der
Vorwürfe mehrere Parteiposten inne und saß im Bundestag. Edathy
hingegen hat am Freitag sein Mandat zurückgegeben. Für die SPD macht
das – bei aller echter Bestürzung – diesmal die Sache ein wenig
einfacher.
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