Westdeutsche Zeitung: WestLB – Schwarzer Peter liegt jetzt in Brüssel =
von Ingo Faust

Den Schwarzen Peter hat Dienstag Nacht Brüssel
zugespielt bekommen. Statt einem wurden gleich drei Umbaupläne für
die WestLB bei der EU-Wettbewerbsbehörde eingereicht. Kommissar
Joaquin Almunia soll sich die Augen gerieben haben, so etwas hat es
nie zuvor gegeben. Die Qual der Wahl hat jetzt Brüssel. Bis zum Juli
will Almunia entscheiden. Favorisiert er keinen der Pläne, ist die
WestLB am Ende. 3,4 Milliarden Euro an Beihilfen kann sie nicht
zurückzahlen. Mit ihrem Vorgehen versuchen die Beteiligten in
Düsseldorf und Berlin auf Zeit zu spielen. Die Milliarden, die jeder
Plan für sich kosten würde, wollen sie – da Steuergelder – nicht
rausrücken. Lediglich die Sparkassen, die die WestLB wieder zu einer
reinen Bank für ihren Verbund machen wollen, haben ihren Plan
durchfinanziert. Sie wollen 1,2 Milliarden Euro Kapital nachschießen.
Allerdings auch nur für ihr neues Institut, das ihren Zahlungsverkehr
abwickelt und Aufgaben für die rund 100 NRW-Kassen übernimmt. Für die
übrigbleibenden drei Viertel der Landesbank fühlen sie sich nicht
zuständig. Das Trauerspiel, das sich bereits über Jahre hinzieht,
geht also weiter. Eine ganz schlechte Rolle mussten dabei die knapp
5000 Mitarbeiter übernehmen. Ihr Zittern um die Arbeitsplätze geht
weiter. Egal, was Brüssel genehmigt, tausende Beschäftigte müssten
gehen. Eine Verbundbank bräuchte höchstens 1000 Arbeitskräfte. Die
rund 1700 Mitarbeiter im Ausland wären ebenfalls überflüssig. Und was
mit den rund 2000 beamteten Arbeitskräften geschehen würde, ist
unklar. Für sie müsste wohl das Land einspringen. Die
Frühpensonierungen würden die Steuerzahler Milliarden kosten. Die
WestLB, vor 42 Jahren aus Girozentralen in Münster und Düsseldorf
entstanden, kann man also ohne zu übertreiben als „Milliardengrab“
bezeichnen. Die Beteiligten sollten es schnellstens zuschütten und
nicht versuchen, die Zeitachse auf 2015 zu verlängern. Dabei sollte
die kostengünstigste und für die Mitarbeiter schonendste Lösung
gefunden werden. Vielleicht hilft ja die EU mit ihrem Druck mit. Die
Schuld an den wohl drastischen Einschnitten aber dann Brüssel in die
Schuhe zu schieben, wäre unfair. Die Suppe haben sich die immer
pompöser gewordenen Landesbanken selbst eingebrockt.

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