Der britische »Guardian« lässt die Katze aus dem
Sack: Israel bereitet mit Hilfe der Nato einen Schlag gegen die
Nuklearanlagen Irans vor. Diese Vorbereitungen laufen seit Monaten
und sind jetzt in einer intensiven Phase. Italien hat den
Luftwaffenstützpunkt Decimomannu in Sardinien der israelischen
Luftwaffe zur Verfügung gestellt. Alles, was man für einen Angriff
auf die Nuklearanlagen braucht, ist nun dort eingetroffen: Tanker für
die Versorgung in der Luft, schwere Bomber mit langen Reichweiten,
Aufklärungsmaschinen, Kampfflugzeuge. Seit Tagen üben israelische
F-15 Luftkämpfe mit den Deutschen in ihren Tornados, mit den
Italienern in deren Eurofightern, mit den Niederländern in den F-16.
Decimomannu ist eine hochmoderne Anlage. Sie ersetzt die türkischen
Stützpunkte. Wenn die Nato den Israelis diesen Stützpunkt überlässt,
dann weil man sich der Gefahr bewusst ist. Und das heißt: Die
iranische Bombe bedroht auch weite Teile Europas. Offenbar sind die
Entscheidungsprozesse in der Nato so weit gediehen und die
Informationen der Geheimdienste über die Fortschritte der Mullahs
beim Bau der Bombe so überzeugend, dass man sich auf die ultima ratio
vorbereiten muss. Der britische Generalstabschef berät darüber zur
Zeit in Israel, Tel Aviv testet sichtbar Raketen, die atomar bestückt
werden können, Verteidigungsminister Ehud Barak spricht offen im
Radio von einem möglichen Schlag gegen Iran, mittlerweile gibt es
auch eine Mehrheit dafür in der israelischen Regierung. Die
amerikanische Außenministerin lässt verbreiten, dass Washington einen
Schlag gegen die Anlagen der Iraner nicht verhindern kann und auch
nicht verhindern will, und die amerikanischen Botschafter in Peking
und Moskau versuchen, China und Russland für würgende Sanktionen
gegen Teheran zu gewinnen. Die Maschinerie läuft. Entscheidend wird
der kommende Mittwoch sein. Dann wird die Internationale
Atomenergiebehörde ihren Iran-Bericht vorlegen und alle wissen:
Dieser Bericht wird die letzten Zweifel darüber zerstreuen, dass die
Mullahs an der Bombe bauen und mit entsprechenden Raketen bis nach
Berlin, Rom, Paris oder London tragen können. Israel drängt, man
fühlt sich existentiell bedroht – ebenso die Öl-Monarchien am Golf.
Noch zögert US-Präsident Barack Obama. Ein Schlag könnte den
Friedensnobelpreisträger entscheidende Stimmen kosten. Ein
Nicht-Schlag aber auch. Es geht auch nicht nur um die Atomanlagen im
Iran. In der aufgebrachten Situation im gesamten Vorderen und
Mittleren Orient ist schlicht nicht abschätzbar, welche Folgen ein
solcher Schlag haben kann, wie die Schiiten im Libanon, in Kuwait und
in den Emiraten reagieren werden. Das Zeitfenster gibt Obama noch
zwei bis sechs Monate. Dann wäre es zu spät. Eigentlich entscheidet
er nur noch über den Zeitpunkt. Das kann auch morgen sein. Denn dass
Israel untätig bleibt, damit rechnet niemand mehr.
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