Die Sommersitzung verlief für Angela Merkel
(CDU) wie ein Sommerinterview. Sie weiß, welche Fragen auf sie
zukommen, weil nichts wirklich Neues geschehen ist. Sie darf sich
aber trotzdem der allergrößten Aufmerksamkeit sicher sein. Die zehn
fehlenden Stimmen aus dem eigenen Lager sind dabei nicht einmal ein
Beinbruch. Die lassen sich als Ausdruck politischer Hochkultur
verkaufen. Kleines Intermezzo im Regensommer also? Nein, es ging in
der Sache bei der milliardenschweren Bankenhilfe (und bei der
Bescheidungsfrage, siehe oben) um Fundamentales. Die bundesweite
Öffentlichkeit hat trotz einer guten Debatte jedenfalls noch nicht
wirklich eingesehen, wieso wir spanische Pleitebänker auch noch mit
deutschem Geld belohnen. Nicht alle Politiker sollten wieder in den
Urlaub entschwinden. Es gibt noch viel zu erklären – etwa warum uns
Europa so viel wert ist. Und: SPD und Grüne, deren Zustimmung
lobenswert ist, müssen ihren Drahtseilakt erläutern. Man kritisiert
die Regierung, stützt aber deren Kurs. Fazit: kein schlechtes
Sommertheater, eher ein Stück aus dem ernsten Fach.
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