Niemand muss Mitleid mit Wladimir Putin haben.
Aber zu beneiden ist der russische Präsident nicht. Seit dem
mutmaßlichen Abschuss der Passagiermaschine erscheint die
Ukraine-Krise in einem anderen Licht. Mussten erst 298 Menschen
sterben, um den Blick auf die Verhältnisse in der Ostukraine zu
klären und zu schärfen? Russlands Einfluss auf die Separatisten, ob
durch Armee oder reiche Geldgeber, ist enorm. Ohne Waffen und Kämpfer
aus M2oskau könnten die Milizen rund um Donezk zumindest nicht in
dieser Form auftreten und agieren. Das wahrscheinlich größte Problem
auf dem Weg zu einer friedlichen Lösung ist Putin selbst. Alles, das
zu einer Waffenruhe oder Aufklärung der Flugzeugkatastrophe führen
könnte, ist für den Machthaber im Kreml riskant – und wäre
gleichbedeutend mit einem Gesichtsverlust. Ein Präsident, der als
starker Mann handelt und sich als solcher verkauft, dürfte einiges in
Kauf nehmen, um dies zu verhindern. Jedenfalls lässt die russische
Propaganda vermuten, dass im Kreml die Vernunft noch nicht Einzug
gehalten hat.
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