Teilhabe oder auch Inklusion sind die Schlagwörter
in der politischen Diskussion. Da wird über Umsetzung und
Finanzierung des gemeinsamen Lernens behinderter und nicht
behinderter Kinder gestritten. Der Wille ist da, doch die Frage ist,
wie schnell und wie konsequent die UN-Konvention umgesetzt wird.
Umgesetzt werden kann. Denn es geht nicht darum, eine neue Regelung
für die Breite von Parkplatzbuchten in Parkhäusern zu finden. Es geht
um Menschen. Um Menschen mit einem besonderen Schutzbedürfnis. So,
wie die Diskussion zurzeit läuft, scheint dies ein wenig aus dem
Blick zu geraten. Im zu ändernden Schulgesetz wird der Umsetzung der
UN-Konvention Rechnung getragen. Die Folgen, die diese Umsetzung
zeitigt, sind aber längst nicht absehbar. Denkt man Inklusion zu
Ende, darf gar keine Selektion mehr stattfinden. Grundsätzlich. Doch
was passiert dann in der einen Schule, in der alle zusammen lernen?
Da der politische Wille zur Einheitsschule nicht erkennbar ist, wird
es dazu nicht kommen. Doch um eine Binnen-Differenzierung kommen auch
Haupt-, Real-, Sekundarschulen und Gymnasien nicht herum, wird das
Schulsystem nicht den neuen Bedürfnissen radikal angepasst. Das
heißt, Schule muss sich inhaltlich und formal ändern, soll Teilhabe
wirklich für alle möglich sein. Bevor man dies blind vorantreibt,
sollte aber auch die Frage gestellt werden, ob gleiche Chancen auch
immer gleiche Wege erfordern. Müssen wir alles über Bord werfen, was
bisher funktioniert hat? Lässt sich das Bildungssystem durchlässiger
gestalten? Kann man Gemeinsamkeiten schaffen (vor allem räumlich),
ohne Schonräume aufzugeben? Es bedarf einer offenen Diskussion. An
der alle teilhaben sollten.
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