Wembley ist 46 Jahre her. Seitdem lautet die Frage
aller Fragen im Fußball: „Tor oder nicht Tor?“ Natürlich war der Ball
damals nicht drin, dennoch wurde vom Schiedsrichter auf Tor erkannt –
weshalb England und nicht Deutschland Weltmeister wurde. Diese
Interpretation der Fehlentscheidung wird hierzulande gepflegt, obwohl
genaugenommen ja lediglich England nicht in Führung gegangen wäre.
Seit jenem Tor, das keines war, ist viel passiert in der Welt. Neben
allerhand Toren, die auch keine waren und Nicht-Toren, bei denen der
Ball deutlich erkennbar hinter der Linie einschlug, ist
beispielsweise der Mensch zum Mond geflogen und von dort sogar
zurückgekehrt. Die Technik hat die Welt in allen Bereichen des Lebens
revolutioniert, aber auf einem Gebiet war sie bis gestern in der
Steinzeit stehengeblieben: im Fußball. Der Volkssport hat sich zu
einer Multi-Millionen-Industrie entwickelt, zu einem gewaltigen
Unterhaltungsgewerbe wie Hollywood oder Disney. Es kann passieren,
dass an einem einzigen Tor Arbeitsplätze und Existenzen hängen. Doch
technische Hilfsmittel zur Beantwortung der Frage aller Fragen waren
nicht erlaubt. Der Beschluss, die Torkamera einzuführen, war
überfällig. Er wird dem Fußball nichts von seinem Charme rauben,
sondern Aufklärung in Situationen schaffen, in denen der
entscheidende Mensch überfordert ist.
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