Westfalenpost: Kein Rückhalt / Kommentar von Stefan Pohl zum Abgang von Karstadt-Chefin Sjöstedt

Respekt, Frau Sjöstedt. Da schiebt eine
Führungskraft beim Rückkzug endlich einmal keine persönlichen Gründe
oder gesundheitlichen Probleme vor, sondern nennt die Dinge beim
Namen. Und die lassen sich ganz einfach zusammenfassen: kein
Rückhalt, kein Spielraum, wenn es ernst wird. Vor soviel Courage kann
man nur den Hut ziehen. Eva-Lotta Sjöstedt ist offenbar nur geholt
worden, um das angestaubte Karstadt-Image etwas aufzufrischen. In dem
Glauben, ein Stück Ikea täte jedem Handelsunternehmen gut. Die
Karstadt-Mitarbeiter haben an sie geglaubt. Die Managerin wird
schnell einen neuen Job haben. Ein Nachfolger indes wird nicht leicht
zu finden sein. Wenn überhaupt. Die Frage, was jetzt aus dem
Warenhaus-Konzern wird, stellt sich umso drängender. Wie es scheint,
hat Inhaber Nicolas Berggruen, der schon als Retter gefeiert wurde,
die Lust verloren und steht vor dem Absprung. Wer nicht ernsthaft in
eine Sanierung investieren will, der bleibt auch nicht. Es ist
unwahrscheinlich, dass sich noch jemand findet, der Karstadt retten
will. Die Sanierung von Karstadt sei jetzt entschlossen und
unverzüglich anzugehen, sagt der Aufsichtsratschef. Für die
Beschäftigten lässt das nichts Gutes ahnen.

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