Westfalenpost: Was die Hamas tut, interessiert keinen von Monika Willer

Die Hamas ermordet drei israelische Jugendliche und
feuert anschließend noch mehr Raketen auf Israel ab als sonst. In
vielen deutschen Städten gibt es deswegen Protestmärsche: „Hamas,
stopp das Blutvergießen an Zivilisten!“ Aber nein, so geht die
Geschichte ja gar nicht. Demonstrationen gibt es erst, wenn Israel
schießt. Die Schlichtheit, mit der im diesem schrecklichen Konflikt
die Guten und die Bösen sortiert werden, stimmt bedenklich. In
welchem Chor singt man inzwischen eigentlich mit, wenn man gegen die
israelischen Angriffe auf Gaza protestieren möchte?

Die Antwort war jetzt zu hören: „Jude, Jude, feiges Schwein“,
rufen die Demonstranten in Berlin. In Frankfurt grölen sie „Hamas,
Hamas – Juden ins Gas“. Schon häufiger ist aufgefallen, dass sich
neben radikalen Muslimen bei Protestveranstaltungen gegen Israel vor
allem Rechtsextreme hervortun, die am liebsten alle Juden von der
Landkarte bomben möchten. Wenn weitere Gruppen wie linke
Jugendorganisationen ebenfalls zu solchen Demos aufrufen, sollten sie
sich also sehr darüber im Klaren sein, welchen Chor sie damit
unterstützen.

Natürlich hat jeder das Recht, Israels Politik auf Kundgebungen zu
kritisieren. Aber warum interessiert eigentlich nur, was Israel tut?
Warum interessiert es keinen, was die Hamas tut oder lässt, eine
Terrororganisation, die bei ihren Angriffen auf israelische
Zivilisten und Militärs Tote bei der palästinensischen
Zivilbevölkerung billigend in Kauf nimmt. Es ist leicht, ein Ende der
Kämpfe zu fordern. Schwierig bleibt es dagegen, sich in diesem Krieg
nicht instrumentalisieren zu lassen – und eben in keinem Fall zu
dulden, dass in unserem Land gegen Juden öffentlich gehetzt werden
kann.

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