Westfalenpost: Zum Streitüber die Euro-Krise: Wenig Konstruktives Von Lorenz Redicker

Über 170 namhafte Wirtschaftsprofessoren
protestieren öffentlich gegen die Euro-Rettungspolitik. Der
Finanzminister nimmt das immerhin so ernst, dass er darauf nicht nur
reagiert, sondern richtiggehend eindrischt auf seine Kritiker. Nun
ist Kritik am Euro und an der Euro-Rettungspolitik keinesfalls neu.
Und – selbstredend – erlaubt. Wenn sich aber nun 170 Professoren zu
Wort melden, darf man schon etwas mehr erwarten als das, was sie in
der FAZ veröffentlicht haben. Natürlich ist manches richtig an dem,
was die Wirtschaftsexperten schreiben; der Text bleibt aber insgesamt
allzu vage und ist – vor allem das – frei von eigenen Vorschlägen zur
Euro-Rettung. Wer sich aus seinem Elfenbeinturm auf die politische
Bühne wagt, sollte mehr liefern als ein Schreckensszenario. Der
Vorwurf der „Stammtisch-Ökonomie“ liegt da nahe. Dabei wurde das
Papier noch flugs abgemildert, nachdem eine erste Fassung bereits im
Netz kursierte und – völlig zu Recht – zerrissen wurde, weil sich
dort etwa nationalistische Töne fanden, bei denen man schon fragen
darf, warum so viele Professoren das trotzdem unterzeichnet haben.
Aber wir wollen nicht kleinlich sein und Vorab-Fassungen kritisieren.
Wir brauchen eine ebenso sachliche wie öffentliche Debatte über die
Euro-Rettung. Vielleicht löst der Brief der Professoren die ja aus.

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