Kaum ist die Diskussion um die Herdprämie abgeebbt,
gerät die nächste „Prämie“ in die Kritik. Die Zahlen des
Statistischen Bundesamtes nutzt Unionsfraktionschef Kauder (CDU), um
das Elterngeld in Frage zu stellen. Weil die Wirkung ausbleibe. Nun
lassen Statistiken meist einen breiten Interpretationsrahmen zu. Und
es sind berechtigte Zweifel angebracht, ob die nun veröffentlichten
Zahlen tatsächlich die Wirkungslosigkeit des Elterngeldes belegen.
Doch die Diskussion ist angestoßen. Und das Thema Kind und/oder
Karriere bietet eine breite Argumentations-Palette für die jeweilige
politische Couleur. Die Einengung des Blickwinkels auf die
finanziellen Anreize für eine Familiengründung, also auf die
(vermeintliche) Möglichkeit des Staates, sich eine steigende
Geburtenrate zu erkaufen, greifen aber zu kurz. Denn Familienpolitik
muss längst Gesellschaftspolitik sein. Zu sehr haben sich die
Strukturen verändert, sind Grenzen verwischt, Rollenverteilungen
verschoben. Der Arbeitsmarkt verlangt Fachkräfte, gut ausgebildete
Frauen wollen ihre Abschlüsse nicht für die Schublade machen. Wer
arbeiten will – oder auch muss – braucht Unterstützung. Finanziell,
aber weit mehr strukturell. Kindertagesstätten, verlässliche
Betreuung in Schulen, flexible Arbeitszeiten und ein deutliches
Signal aus der Wirtschaft, dass Frauen (und Männer!!) nicht
aussortiert werden, wenn sie für die Familie eine Pause machen. Und
es braucht ein gesellschaftliches Umfeld, das nicht nur einen
Lebensentwurf als akzeptabel ansieht. Denn der Druck ist in jedem
Fall hoch, für berufstätige Frauen mit Kindern, für Frauen, die für
die Kinder zu Hause bleiben, für Paare, die sich gegen Nachwuchs
entscheiden, für die, die darunter leiden, dass sie keine Kinder
bekommen. Die Wenn-Dann-Kommunikation von Volker Kauder ist da fehl
am Platz. Wie so oft erschöpft sich die Politik im politischen
Geplänkel.
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